Medizinische Versorgung

Der Facharztmangel wirkt sich besonders auf den ländlichen Raum aus. 2030 werden voraussichtlich 11.000 Ärzte fehlen. Eine Umfrage des Hartmannbundes unter Medizinstudierenden hat ergeben, dass sich gerade einmal neun Prozent von ihnen gerne auf dem Land niederlassen würden.Quelle

Wie stellen Sie sich die medizinische Versorgung auf dem Land in 10 Jahren vor?

Geantwortet haben Vertreter der Parteien SPD und Grüne. Die Punke der anderen Parteien sind aus den jeweiligen Wahlprogrammen entnommen.

CDUSPDAfDFDPGrüneLinke
Sektorübergreifende Versorgungxxxxx
Kommunale Trägerschaft untertützenxxx
Hier sehen Sie eine kleine Übersicht. Das x bedeutet, dass die jeweilige Partei dieser Forderung so folgt. Eine ausführlichere Auflistung der Ziele der jeweiligen Parteien finden Sie weiter unten.

CDU

  • Krankenhausfinanzierung (gerade im ländlichen Raum) stärken
  • Bündelung klinischer Angebote
  • Digitale Investitionsoffensive (z.B. digitales Krankenhaus, Telemedizin, digitale Fachberatungen)
  • Ausbildung von Gesundheitsberufen im ländlichen Raum erhalten und stärken
  • Öffentlichen Gesundheitsdienst stärken

SPD

  • konkurrenzfähige Vergütung
  • Bedarfsgerechte Grundfinanzierung von Kliniken
  • Koordination und Kooperation über Sektorengrenzen
  • Bessere Ausstattung, auch digitale Infrastruktur
  • Digitalisierung für Verbesserung der Versorgungsqualität und Effizienz

Vollständige Antwort von Frau Lotze:

Gute Gesundheitsversorgung darf nicht davon abhängen, ob man in der Stadt oder auf dem Land wohnt, ob man privat oder gesetzlich versichert ist. Für uns ist klar: Der Gesundheitssektor braucht wieder mehr politische Aufmerksamkeit und Reformen. Gerade die Corona-Krise hat uns vor Augen geführt, wie essenziell eine resiliente und flächendeckende medizinische Versorgung ist. Diese soll überall sichergestellt sein – sowohl in Ballungszentren als auch in ländlichen, strukturschwachen Regionen. 

Eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung kann am besten durch eine Neuordnung der Rollenverteilung zwischen ambulantem und stationärem Sektor, durch eine Überwindung der Sektorengrenzen und eine gute Koordination und Kooperation der medizinischen, psychotherapeutischen und pflegerischen Berufe gelingen. Wir brauchen darum eine stärkere Öffnung von Krankenhäusern für ambulante, teambasierte und interdisziplinäre Formen der Versorgung. Die Corona-Krise hat gezeigt: Der öffentliche Gesundheitsdienst braucht bessere Rahmenbedingungen, eine bessere Ausstattung, auch mit Blick auf die digitale Infrastruktur – Hardware ebenso wie Software, und eine konkurrenzfähige Vergütung. Dann kann auch dessen sozialpolitisch wichtigste Aufgabe, die wirtschaftlich Schwächeren in Gesundheitsfragen zu unterstützen, besser gemeistert werden. Wir wollen die Potenziale der Digitalisierung für die Verbesserung von Diagnosen und für die flächendeckende gesundheitliche Versorgung entschlossener nutzen. Auch im Gesundheitssektor werden Daten immer wichtiger. Die Digitalisierung kann die Versorgungsqualität und die Effizienz verbessern und Fachkräfte von Aufgaben entlasten. Insgesamt werden wir für eine bedarfsgerechte Grundfinanzierung der Kliniken, den Erhalt der Versorgung inklusive den Ausbau der integrierten Versorgungszentren in den ländlichen Regionen sowie eine integrierte, bessere Notfallversorgung sorgen.


AfD

  • Aufhebung der Kopfpauschalen-Vergütung und Budgetierung der ärztlichen Honorierung
  • Ausbau von Arztpraxen, Polikliniken und MVZ’s unter kommunaler Trägerschaft
  • Förderung von Medizinstudenten, die sich nach dem Studium in strukturschwachen Gebieten niederlassen

FDP

  • Krankenhäuser finanziell absichern
  • Digitalisierung des Gesundheitswesen – Vernetzung zwischen Gesundheitsakteuren und Patienten
  • Integrierte Gesundheitszentren sollen die regionale Grundversorgung mit absichern

Grüne

  • Gesundheitsregionen für sektorübergreifende Kooperation
  • Beirat für besseren Einbezug der Patienten
  • Regionales Budget
  • Bis 2025 10% der Bevölkerung über Gesundheitsregionen versorgen

Vollständige Antwort von Herrn Tressel:

Die medizinische Versorgung auf dem Land sollte in 10 Jahren so sein, dass jede*r ein Leben lang im gewohnten Umfeld leben kann, auch auf dem Land, und dass Familien sich und ihre Kinder gut versorgt wissen. Damit die Dichte an Hausarztpraxen in ländlichen Räumen in den nächsten 10 Jahren nicht dramatisch abnimmt, müssen Bund und Länder gemeinsam Wege finden die Niederlassung junger Ärzt*innen in ländlichen Regionen zu fördern. In manchen Ländern gibt es hierfür bereits Programme. Telemedizinische Angebote werden in 10 Jahren unerlässlich sein und auch innovative Modelle, wie bedarfsgerechten Gesundheits- und Pflegezentren oder fahrende Praxen werden sich in ländlichen Räumen sicherlich verstetigen.

Unser Gesundheitswesen ist durch harte Grenzen insbesondere zwischen dem ambulanten und dem stationären Sektor gekennzeichnet. Das fängt bei der nach Sektoren getrennten Planung an und reicht bis zur Vergütung von Leistungen. Diese Vergütungssysteme verengen den Blick der Leistungserbringerinnen und Leistungserbringer auf das jeweils eigene wirtschaftliche Ergebnis. Wir schlagen daher die Gründung von Gesundheitsregionen vor. In diesen arbeiten unterschiedliche Berufe im Team zusammen. Ein gemeinsames regionales Budget fördert zusätzlich eine optimale Versorgung und den Blick für das Ganze. Durch Gesundheitsregionen können Kommunen stärker integriert und ihre Kompetenzen beispielsweise bei der Gesundheitsförderung genutzt werden. Über einen Beirat sollen überdies Patientinnen und Patienten besser einbezogen werden. Durch diese regionale Verankerung entstehen mehr Möglichkeiten, die Versorgung abseits starrer Regelungen von der Bundesebene vor Ort zu gestalten.

Bis 2025 sollen zehn Prozent der Bevölkerung in solchen Regionen versorgt werden. Das ist ein ehrgeiziges Ziel und nur zu schaffen, wenn Krankenkassen mit Anreizen dazu bewegt werden, sich für eine solche Versorgung einzusetzen. Verschiedene regionale Institutionen sollen Krankenkassen dazu auffordern können, Verträge für solche Gesundheitsregionen abzuschließen. Im Gegenzug erhalten sie für die Dauer von zehn Jahren zusätzliche Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds.

Mehr dazu finden Sie in unserem Antrag „Gesundheitsregionen – Aufbruch für mehr Verlässlichkeit, Kooperation und regionale Verankerung in unserer Gesundheitsversorgung“ (https://dserver.bundestag.de/btd/19/218/1921881.pdf)


Linke

  • Krankenhäuser in kommunale Hand
  • Regionale Versorgungszentren
  • Sektorübergreifende Kooperation