WAS SAGEN DIE PARTEIEN ZU TARIFVERTRÄGEN?

Ein Tarifvertrag regelt die Rechte und Pflichten von ArbeitnehmerInnen und Arbeitgebern. Dazu gehören Arbeitsbedingungen wie etwa Löhne, Gehälter, Arbeitszeit und Urlaubsanspruch.

Deutscher-Gewerkschaftsbund (2020) [https://www.dgb.de/themen/++co++8441ae46-fef1-11df-463e-00188b4dc422]

DIE LINKE

DIE LINKE möchte die Gewerkschaften dahingehend stärken, dass eine Erleichterung stattfindet, Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklären zu lassen. Dies soll zukünftig auf Antrag einer Tarifvertragspartei möglich sein. Das Vetorecht der Arbeitgeber:innenseite im Tarifausschuss soll abgeschafft werden. Weiter sollen auch die in Tarifverträgen geregelten Entgelttabellen auf nicht tarifgebundene Unternehmen übernommen werden können. Alle für allgemeinverbindlich erklärten Tarifverträge müssen zwingend auch für zeitweise in Deutschland arbeitende Beschäftigten gelten. Auch bei Betriebsübergängen in ein nichttarifgebundenes Unternehmen soll der jeweils gültige Tarifvertrag übernommen und unbefristet geltend bleiben; auch für Personen die neu eingestellt werden.
Weiter fordert DIE LINKE ein Bundestariftreuegesetz. Dies beinhaltet Regelungen, dass öffentliche Aufträge nur an Unternehmen vergeben dürfen, die tarifgebunden sind. Eine Ausweitung auf Subunternehmen gilt entsprechend; so die Forderung.

DIE LINKE would like to strengthen the trade unions by making it easier to have collective agreements declared generally binding. In future, this should be possible upon application by a party to a collective agreement. The right of veto of employers in the collective bargaining committee should be abolished. Furthermore, it should be possible to transfer pay scales regulated in collective agreements to companies not bound by collective agreements. All collective agreements declared generally binding must also apply to employees working temporarily in Germany. Even in the case of transfers of undertakings to a company not bound by collective agreements, the collective agreement in force at the time should be taken over and remain valid for an unlimited period of time; this also applies to newly employed persons.
Furthermore, DIE LINKE demands a federal law on collective bargaining. This includes regulations that public contracts may only be awarded to companies that are bound by collective agreements. An extension to subcontractors applies accordingly; so the demand.

DIE SPD

Die SPD will sich dafür einsetzen, dass Tarifbindung die allgemeine Praxis wird und mit der Einführung eines Bundestarifstreuegesetzes die Nachfragemacht des Staates nutzen um dies voranzutreiben. Dabei sollen öffentliche Aufträge ausschließlich an Unternehmen gehen, die nach Tarif bezahlen. Sie wollen die Möglichkeit Tarifverträge für allgemein verbindlich zu erklären erleichtern, damit sie für alle alle Beschäftigten und Arbeitgeber*innen in einer Branche gelten, auch dann wenn Betriebe aufgespalten und ausgelagert werden.
Die SPD will eine Verpflichtung zur Tariftreue auf dem Markt der Mobilitätsdienstleistungen einführen und auch im Handwerk eine Tarifbindung erkämpfen. Auch für den Pflegesektor haben sie allgemeinverbindliche Branchentarifverträge vorgesehen.
Um die Rechte von Arbeiter:innen zu stärken soll es ein Recht auf Tarifverhandlungen geben.

The SPD wants to work towards making collective bargaining the general practice and to use the buying power of the state to promote this by introducing a federal law on collective bargaining. Public contracts should be awarded exclusively to companies that pay according to collective agreements. They want to make it easier to declare collective agreements generally binding so that they apply to all workers and employers in a sector, even when companies are split up and outsourced.
The SPD wants to introduce an obligation to comply with collective agreements in the market for mobility services and to fight for collective agreements in the crafts sector as well. They have also provided for generally binding sectoral collective agreements for the care sector.
In order to strengthen the rights of workers, there should be a right to collective bargaining.

DIE CDU/CSU

Die Union hält an der Tarifautonomie fest und sieht hier die größte Möglichkeit für Wirtschaftswachstum und Wohlstand. Hierfür soll den Tarifpartnern möglichst viel Freiraum gelassen werden. Gleichzeitig nimmt die Partei die Tarifpartner in die Pflicht, um gute Löhne und Arbeitsbedingungen für die Arbeiter:innen zu verhandeln. Die Zusage Tarifpartner flankierend zu unterstützen und dort, wo es nötig ist, auch gesetzgeberisch einzugreifen bleibt vage und zeigt, dass die CDU und CSU hier bisher keine Veränderung am Status-Quo für notwendig halten.

The CDU/CSU is committed to collective bargaining autonomy and sees this as the greatest opportunity for economic growth and prosperity. To this end, the collective bargaining partners should be given as much freedom as possible. At the same time, the party takes the collective bargaining partners to task for negotiating good wages and working conditions for workers. The promise to support the collective bargaining partners and to intervene legislatively where necessary remains vague and shows that the CDU and CSU do not consider any change to the status quo necessary.

DIE FDP

Zu diesem Thema herrscht erstaunliche Leere im Wahlprogramm der FDP. Lediglich eine flexible Arbeitszeit hin zu einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit sollen durch einen Tarifvertrag rechtssicher festgeschrieben werden können. Des Weiteren fordert die FDP die Aufhebung der Höchstüberlassungsdauer im Bereich der Zeitarbeit. Zu finden im Abschnitt über die Tarifautonomie. Mehr wird zu diesem essentiellen Thema nicht gesagt.

The FDP’s election manifesto is surprisingly empty on this issue. Only a flexible working time towards a maximum weekly working time is to be legally secured by a collective agreement. Furthermore, the FDP demands the abolition of the maximum duration of temporary employment. This can be found in the section on collective bargaining autonomy. Nothing more is said on this essential issue.

DIE GRÜNEN/ BÜNDNIS 90

Tarifverträge nehmen eine große Rolle im Wahlprogramm der Grünen ein. Die weitreichendste Forderung ist hierbei ein Bundestariftreugesetz. Mehr Rechte für Arbeitnehmer:innen, starke Gewerkschaften und tarifliche Löhne hängen hierbei dicht miteinander zusammen. All diese Punkte stellen für die Partei Eckpfeiler der sozialen Marktwirtschaft dar. Die Wichtigkeit dieses Themas wird an vielen Stellen klar. So werden starke Tarifverträge/-bindungen explizit für Handwerksberufe, Pflegejobs, Arbeiter:innen in der Landwirtschaft und Fleischindustrie sowie für Arbeitnehmerähnliche Personen und Solo-Selbstständige auf online Plattformen befürwortet. Die Stärkung von Gewerkschaften wird hier vermehrt betont. Öffentliche Vergaben sollen an Unternehmen vergeben werden, die mindestens Tariflöhne zahlen.
Zusammenfassend sehen die Grünen starke Tarifverträge als wichtiges Instrument für den Übergang einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft. Hier wird versucht Arbeitnehmer:innen anzusprechen.

Collective agreements play a major role in the election manifesto of the Greens. The most far-reaching demand is a federal law on collective bargaining. More rights for workers, strong trade unions and collectively agreed wages are closely linked. For the party, all these points are cornerstones of the social market economy. The importance of this issue is clear in many places. For example, strong collective agreements are explicitly advocated for craft trades, care jobs, workers in agriculture and the meat industry, as well as for persons similar to employees and solo self-employed on online platforms. The strengthening of trade unions is increasingly emphasised here. Public contracts should be awarded to companies that pay at least collectively agreed wages.
In summary, the Greens see strong collective agreements as an important instrument for the transition to a social-ecological market economy. This is an attempt to reach out to workers.

DIE AFD

Die AfD bekennt sich in ihrem Wahlprogramm zwar zu allgemeinverbindlichen Tarifverträgen, aber es werden keine Maßnahmen genannt um diese zu fördern. Nur für den Pflegesektor wird ein Flächentarif gefordert.

In its election manifesto, the AfD is committed to universally binding collective agreements, but no measures are mentioned to promote them. Only for the care sector is a sectoral collective agreement called for.